Was sind für dich persönlich Angsträume?
Allgemein denke ich, dass jeder der sagt er hätte nirgendswo Angst lügt. Jeder hat irgendwo eine Grenze, an der er sagt:,,Nein, aus! Es geht nicht mehr!“
Auch ich habe diese Orte bzw. Grenzen, doch in meinem Fall sind diese nicht die „klassischen Orte“, wie etwa ein hoher Berg, eine verlassene U-Bahn-Station oder eine Landstraße bei Nacht. Dort kann ich nämlich auf mich selbst vertrauen und weiß, wie ich mich dort schützen kann oder wie ich von dort verschwinden könnte. Meine Angsträume beginnen dort, wo ich genau dazu nicht mehr in der Lage bin – Sprich, wenn ich nicht mehr weiß, wie ich auf eine ernste Situation reagieren soll. Ein Paradebeispiel für einen solchen Angstraum ist ein Spitalaufenthalt. Einfach deshalb, weil ich keine Ahnung habe wie man auf einen Blinddarmdurchbruch oder ein Schädelhirntrauma reagieren kann und auch nicht weiß, was als nächstes auf einem zukommt.
Hast du schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht und sich so ein Angstraum bei dir manifestiert?
Eine der wohl schlechtesten Erfahrungen, die ich je gemacht habe, war wohl als mir mit sechs Jahren mein Großvater gezeigt hat, wie man mit einem Taschenmesser umgeht. Ich war davon zwar begeistert davon, doch man könnte meinen, dass ich zu begeistert war und noch am selben Tag in den Finger geschnitten. Die wunde blutete so stark, dass meine Mutter mit mir ins Spital fuhr. Dort erfuhr ich, dass zwei Drittel meiner Sehne durchtrennt war und ich froh sein konnte, dass der Finger überhaupt noch dran war. Was darauf folgte war eine ambulante Operation, fünf Wochen Gips und anschließende Bewegungstherapie. Dieses Erlebnis hat zwar zu meiner negativen Einstellung gegenüber Krankenhäuser beigetragen, aber eine Angst vor Taschenmesser bekam ich
nicht. Ich habe dadurch vielmehr gelernt, vorsichtig zu sein und seit diesem Vorfall hatte ich auch keinerlei Unfälle mehr beim Hantieren mit Taschenmesser.
Woher kommen bestimmte Angsträume?
Meiner Meinung nach ist der Grund, warum viele Menschen Angst haben, die Furcht vor dem Unbekannten.
Warum haben zum Beispiel Menschen Angst vor dunklen Räumen? – Weil sie nicht wissen, was sich in der Dunkelheit befindet. Oder, wieso fühlen sich Menschen häufig in einer verlassenen U-Bahn-Station unwohl? – Weil sie nicht wissen, was als nächstes auf sie zukommt.
Diese Ungewissheit ist aus meiner Sicht der Hauptgrund, weshalb so viele Menschen vor bestimmten Dingen einfach Angst haben.
Angstraum Schule?
Für mich gibt es in der Schule keinen konkreten Ort, an dem ich wirklich Angst verspüre. Es erscheint mir als sehr kontraproduktiv Angst in der Schule zu haben, weil man sich dann dort nur unwohl fühlt. Es gibt lediglich Situationen in der Schule, bei denen ich angespannt bin (z.B: eine wichtige Prüfung).
Was ich jedoch sehr wohl habe, sind Orte in der Schule, die ich schlicht und einfach nicht mag. Genauer gesagt sind das der Physiksaal, der Biologiesaal und der Chemiesaal. Das hat aber eher mit meinem Desinteresse gegenüber diesen Fächern zu tun. Sie sind für mich allein vom Stoff her einfach nicht reizbar.
Was halte ich von Menschen, die Angst haben, sich im öffentlichen Raum zu bewegen?
Ich denke nicht schlecht über Menschen, die vor Sachen Angst haben, die mir als banal erscheinen. Meiner Meinung nach sagt nämlich nicht die Angst über einen Menschen etwas aus, sondern wie sie mit den Ängsten umgehen. Entweder stellen sie sich ihren Ängsten oder sie gehen ihnen aus dem Weg. Ich bewundere Menschen sehr, die beispielsweise Angst davor haben, sich im öffentlichen Räumen zu bewegen und sich trotzdem vor die Tür wagen. Sie zeigen nämlich so viel Mut, dass sie sich ihren Ängsten stellen.
Wie kann man Ängste überwinden?
Wie ich bereits erwähnt habe, ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, dass man sich seinen Ängsten stellt. Das kann ein sehr schwieriger Prozess sein und kann außerdem sehr lange dauern, aber ich finde man sollte sich die Mühe machen, weil man dadurch sein eigenes Leben um einiges verbessern kann.
Natürlich ist es nicht nötig, gleich Bungee-springen zu gehen, wenn man Höhenangst hat. Es reicht manchmal schon ein täglicher Aufenthalt auf dem Balkon um seine Höhenangst zu überwinden.
Persönlicher Kommentar
Von allen Beiträgen, in diesem Jahr, ist mir dieser meiner Meinung nach am besten gelungen. Das Thema und die Fragestellung waren gleichermaßen interessant und fordernd. Sie verlangten einem, einmal tiefer über sich selbst nachzudenken und zu überlegen, wo seine Grenzen in Bezug auf Angst liegen.
Ich habe zwar einerseits die Angst, dass der Beitrag zu kurz ist, doch ich hätte zu diesem Thema noch vieles schreiben können. Dabei hätte sich jedoch wieder die Frage gestellt, ob ich nicht eventuell über das Ziel hinaus geschossen wäre.
Beurteilungskriterium Abstufungen
Persönliche Reflexion: sehr ausführlich
Analyse Angstraum Schule: ausführlich
Analyse der psychologischen Komponente: ausreichend
Lieber Stefan,
AntwortenLöschenIch finde, du hast den Arbeitsauftrag gut bearbeitet und dir über viele verschiedene Aspekte Gedanken gemacht! Interessant finde ich den Aspekt der Angst vor einer gewissen unkontrollierbaren Situation, so wie du deine Erfahrung mit dem Krankenhaus schilderst, denn in dieser Weise hat vorher noch niemand darüber geschrieben. Gut gemacht!